Friedrich von Boeckh            Advent

1795 – 1875

Nun ists, daß wir ein neues Jahr beginnen,

Ein Gnadenjahr, erfüllt mit reichem Segen,

Den will der Herr uns vor die Thüren legen,

Daß wir zum Heil und Leben ihn gewinnen.

 

Es trägt sich Jeder einen Schatz von hinnen,

Darin er soll sich laben auf den Wegen,

Den er im Schooß des Herzens soll sich hegen,

Darüber gern mit stillem Ernst zu sinnen.

 

Wie Wasser sprudeln aus frischen Quellen,

In heißer Sonnengluth uns zu erquicken,

So fließen Brünnlein an der Kirche Schwellen.

 

Die Gnadenjahre kommen und vergehen,

In schnellem Flug enteilen sie den Blicken;

Laßt, wie wir recht sie nützen, uns zusehen!

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Christfest

1795 – 1875

In heilger Nacht hört man die Engel singen

Ein Gloria mit tausend hellen Zungen,

Das hoch sich auf zu lautem Lob geschwungen,

Durch Erd und Himmel jauchzend hinzudringen.

 

Aus Engelsmunde soll die Botschaft klingen,

Die größte, die noch je ins Herz gedrungen,

Noch jemals von den Lippen ist erklungen,

Daß will der Herr sich selbst zur Gabe bringen.

 

Den alten Streit mit Sünd und Tod zu schlichten,

Will er herab von seinem Thron sich lassen

In unser Elend, selbst uns gleich zu werden.

 

Nun darf die Nacht zum hellen Tag sich lichten,

Die Gnade will die ganze Welt umfassen,

Und nieder senkt der Himmel sich zur Erden.

 

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Pfingsten

1795 – 1875

Wie sich der Thau auf durstge Fluren gießt,

Mit hellen Perlentropfen sie zu tränken,

So will der Herr am Tag der Pfingsten schenken

Den Geist, der auf die dürren Herzen fließt.

 

Nun ists, daß frisches Leben blühend sprießt,

Sich neugestaltet unser Sinnen, Denken,

Zum ewgen Heil sich strebend hinzulenken,

Weil uns die Kraft des Höchsten selbst umschließt.

 

Nun ist der Himmel immer aufgethan,

Des Geistes Gaben uns herab zu senden,

Wenn flehend wir uns hin nach oben wenden.

 

Und weil mit Fried und Freude sie uns schmücken,

Im herbsten Leid mit lindem Trost erquicken,

Geht unser Weg nun fröhlich himmelan.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Jahresschluß

1795 – 1875

Wenn wir zurück zum vorgen Jahre blicken,

das gleich den schnellbewegten Windeswogen

Zum Ende hin mit Eilen ist geflogen,

Zeigt es sich uns in wechselnden Geschicken.

 

So Manches, was wir wünschten, durft’ uns glücken,

Und hat die Stunden freundlich uns umzogen,

Doch ward uns auch viel Schweres zugewogen,

Das Herz mit herbem Leid uns zu bedrücken.

 

Und ach, wie viel, wie viel ist zu bereuen,

Was wir gethan, was wollten wir versäumen!

Mit leichtem Sinn vergessen und verträumen!

 

O daß sie wieder möchte sich erneuen,

Die Gnade, die bisher in allen Tagen

Auf ihren Flügeln huldreich uns getragen!

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Sonntagsmorgen

1795 – 1875

Wenn von dem Thurm die hellen Glocken läuten,

Mit süßen Klängenin die Runde schallen,

Sieht man sie hin zum offnen Kirchlein wallen,

Aus Nähen hier, und dort aus fernen Weiten.

 

Dann, wenn des Wortes Schätze sich ausbreiten

Den Hörern, gleichwie Thaustropfen fallen

Vom Himmel, lauschen sie mit Wohlgefallen

Dem Mund, der weiß sie salbungsreich zu deuten.

 

Ein frommes Lied harmonisch zu begleiten,

Hört man der Orgel Töne schwingend beben,

Den Geist empor im lauten Chor zu heben.

 

Und ist zum Schluß gespendet noch der Segen,

Sich auf das Herz mit lindem Hauch zu legen,

Dann ziehen heim sie, hin nach allen Seiten.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Sonntagsfreude

1795 – 1875

Wenn bricht er an, der schöne Tag des Herrn,

Da will ich stille meine Hände falten,

Daß mag mit seinem Geist er mich umwalten,

Der, such’ ich ihn, mir niemals ist noch fern.

 

Ich senk’ mich in sein heilig Wort so gern,

Das, wie die Dinge wechselnd sich gestalten,

Bleibt ewig jung, nicht mit der Zeit zu alten,

Am Himmel uns ein unbewegter Stern.

 

Wie lieblich tönt der Glocken heller Laut,

Wenn sie zum stillen Heiligthum mich rufen,

Dort anzubeten zu Altares Stufen!

 

Und hat ein einzig Wörtchen mich erbaut,

Schon kann es mir die ganze Woche weihen,

Daß Alles mag im Segen mir gedeihen.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Der Psalter

1795 – 1875

Wie dürfen sie, die schönen Psalmenlieder,

So lieblich uns von reinen Saiten beben,

Zu hochgesalbten Tönen sich verweben,

Die klingen hell in unsern Herzen wieder!

 

Hier legt der heilge Sänger sinnend nieder,

Was still bewegt an Lust und Leid das Leben,

Was beugt das Hert, was kann es hoch erheben,

Wie jauchzt es jetzt, und ist betrübt hinwieder.

 

Wie Blumen frisch im jungen Maien blühen,

So schaut des Herzens fröhliche Gedanjken

UIm Psalter man in hellen Farben glühen.

 

Und gleichwie heiße, Schmerzenstöne ringen

Sich aus der Brust, wenn uns die Kniee wanken,

Hört aus den Psalmen man die Klage dringen.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Die Sprüche Salomos

1795 – 1875

Das Leben, wie in Strahlen es sich bricht,

In vielgestaltgen, hin nach allen Seiten,

Es spiegelt sich in Sprüchen, die uns spricht

Ein Königsmund in längst vergangnen Zeiten.

 

Und drüber hin den goldnen Scepter schwingt

Die Weisheit, die, weil sie aus Gott geboren,

Uns lehrend, mahnend an die Ohren dringt,

Zum hellen Leitstern immer uns erkoren.

 

Drum seis, daß wir zu enggeschlungnem Band

Uns liebend immer sollen ihr verbinden,

Daß wir, geführt von ihrer treuen Hand.

Des Herzens Ruh und Frieden können finden.

 

Denn sicher läuft, darf sie am Steuer sein,

Des Lebens Schifflein in den Hafen ein.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Der Prediger

1795 – 1875

Du predigst uns der Dinge Eitelkeit,

So weit sie reichen unter Gottes Sonne,

Denn was sich immer zum Genuß uns beut,

Es welkt dahin, bracht’ es auch süße Wonne.

 

Nur wenn die Seele sich dem Herrn ergiebt,

An ihm mit voller, ganzer Lust zu hangen,

Wird, weil des Lebens höchstes Gut sie liebt,

Von ewgen Friedensarmen sie umfangen.

 

Drum harre Jeder mit getrostem Muth

Der Zeit, wo aus des Lebens Labyrinthen

Er wird, geführt von Gottes sichrer Hut,

Den Weg zum stillen Friedensschooße finden.

 

Und gern folg’ er dem weisheitsvollen Wort,

Das mahnend tönt durch alle Zeiten fort.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Das hohe Lied

1795 – 1875

Die Liebe preiset uns das hohe Lied,

Die rein und keusch in hellen Flammen glüht,

Die Liebe, die sich senket ganz allein

In des Geliebten Grund und Wesen ein,

 

Die Liebe, wo die Braut der Bräutgam fand,

Die Braut sich eng dem Bräutigam verband;

Und wie die Liebe Lust und Leid gebiert,

Was sie gefunden, schmerzlich oft verliert,

 

So singt der Lieder Lied uns in das Herz

Des Findens Lust, des Scheidens bittern Schmerz

So liegt darin verschlossen zart und mild

Der allertreusten Liebe reines Bild,

 

Und wer des Liedes tiefen Sinn erkannt,

Hat Ohr und Herz ihm lauschend zugewandt.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Ezechiels Todtengebeine

1795 – 1875

Im Geiste ward dereinst hinausgeführt

Ezechiel in einem Traumgebilde,

Wo sich kein Leben in den Todten rührt,

Auf ein von Beinen starrendes Gefilde.

 

Da hört er rings, so weit das Feld sich spannt,

Ein Rauschen, wie wenn laute Winde wehen,

Und die vom Fluch des Todes sind gebannt,

Sieht er aus ihren Fesseln auferstehen.

 

Das weite Grab, das ihre Leiber deckt,

Muß sie aus seinem Schooße wiedergeben;

Des Geistes Hauch hat sie vom Schlaf erweckt,

Und gießt in Todtenbeine neues Leben.

 

Noch weht der Odem, der aus dunkler Gruft

Hervor die Todten an das Leben ruft.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            St. Johannes

1795 – 1875

Dem Meister schaust du tief ins Herz hinein,

Dem darfst als Jünger sitzen du zu Füßen,

Als ihm vom Mund der Weisheit Quellen fließen

In reichen Schätzen, gleich Kristallen rein.

 

Du wahrst sie selbst dir in des Herzens Schrein,

Dann willst du sie mit offner Hand ausgießen,

Daß sie Jahrhunderte nach dir genießen,

Sich labend dran in Angst und Todespein.

 

Du lockst die Herzen hin zum ewgen Licht,

Weg von der Welt lädst du sie ein zum Leben,

Das wird bestehn, wenn auch das Auge bricht.

 

Ein Adler fliegst zum Himmel du empor,

Aufwärts den Geist in goldnem Flug zu heben,

Wo er frohlockt nun in der Engel Chor.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Die Offenbarung St. Johannis

1795 – 1875

Du richtest weit hinaus den Seherblick,

Und redest von noch tief verschloßnen Dingen,

Sie nah dem Aug’ in Bild auf Bild zu bringen;

Du schaust der Kirche werdendes Geschick.

 

Du willst von ihrem Weh und Siegesglück,

Von ihren Kämpfen und Triumphen singen;

Wie jetzt sie klagt, und dann sich hoch darf schwingen,

Das strahlet dem prophetschen Aug’ zurück.

 

Es liegen Siegel auf dem heilgen Wort,

Die Keiner noch bisher uns ganz erschlossen,

Ob auch Jahrhunderte seitdem verflossen.

 

Doch Mancher trug uns wohl schon hier und dort

Ein Licht hinein, das Dunkel uns zu hellen,

Daß sonnen wir uns an des Lichtes Wellen.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Dreiklang

1795 – 1875

Der Glaube schwingt vom Staube sich aufwärts,

Den Geist zum Licht der Wahrheit zu erheben,

Die Liebe will uns goldne Bande weben,

Die Hoffnung zieht uns sehnend himmelwärts.

 

Das ist der Dreiklang, der hinein ins Herz

Uns klinget, gleichwie süße Töne beben,

Der wiederhallt hin durch das ganze Leben

In Freud und Leid, in Lust und herbem Schmerz.

 

So kling’ er denn mit Saiten, silberrein,

Zu jedem Tag, den neu du darfst begrüßen,

Dir hellen Lautes in das Herz hinein.

 

Und wenn du drin ihn sorglich hegst und pflegst,

Kann er noch jede Stunde dir versüßen,

Auch wenn des Lebens schwere Last du trägst.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Lob der Liebe

1795 – 1875

St. Paulus ists, der wie im Hymnensange

Der Liebe Lob uns wollt’ dereinst erheben

Mit hohen Worten, die voll Geist und Leben

Ertönen hell in wunderschönem Klange.

 

Wie sie, beseelt, erfüllt von innerm Drange,

Ihr zartes Band will um die Herzen weben,

Wie ganz sie will sich dem Geliebten geben,

Umschließend ihn mit ihres Armes Spange;

 

Wie weihet sie, wie schmückt sie alle Gaben,

Die größten selbst, die bringen sich zu eigen;

Wie freundlich immer, neidlos will sie neigen

 

Zu Jedem sich, ihn tröstend zu erlaben;

Wie endlich wird sie ohne Wandel bleiben,

Sich immer gleich: will er beredt beschreiben.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Thau des Wortes

1795 – 1875

Wenn fällt der Thau gerab auf grüne Auen,

Zum Morgengruße funkelnd sie zu netzen,

Darf glänzend sich ein helles Tröpflein setzen

Auf jedes Blümchen, lieblich anzuschauen.

 

So auch, wenn wird das Wort des Lebens thauen,

Kannst du zu deinem wonnigen Ergetzen

An dem und jenem Sprüchlein dich erletzen,

Am Kleinsten dich zu süßer Lust erbauen.

 

Will dir, von Sorgen hin und her getrieben,

Das bange Herz unruhig wogend schlagen,

Das Leben sich mit dunkeln Wolken trüben:

 

Laß dich bethauen von den Lebensquellen,

Die darf das Wort in seinem Schoße tragen,

Bald wird sich dir die düstre Seele hellen.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Geheimnisse des Wortes

1795 – 1875

Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind:

So wollt’ vordem ein Dichterwort uns künden,

Und manch Geheimnis wird sich immer finden,

So lang wir noch des Glaubens Kinder sind.

 

Das Wort der Wahrheit säuselt mild und lind,

Und will sich weich um unsre Herzen binden,

Doch seine Tiefen kannst du nicht ergründen;

Es weht geheimnisvoll, gleichwie der Wind.

 

Willst in der Wahrheit du gefestigt stehn,

Nimm an das Wort mit allen seinen Wundern,

Und glaube noch, auch wenn du kannst nicht sehn.

 

Hier bleibt gar Vieles uns noch unenthüllt,

Daß seine dunkeln Räthsel uns verwundern,

Bis wird der Durst nach vollem Licht gestillt.

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Ewige Dauer des Worts

1795 – 1875

Wenn Alles wird im Sturm der Zeit verwehen,

Zum Ende hin mit eilgen Schritten streben,

Die Welt sich selbst aus ihren Angeln heben,

Wird eines doch unwandelbar bestehen.

 

Wenn, gleichwie Blumen auf dem Feld vergehen,

Uns welket hin, was will sich um uns weben

Mit engem Band, das schöne, theure Leben,

Wird eins doch über unserm Staub noch stehen.

 

Wenn schwanken auf und ab uns die Gedanken,

Gleichwie im Meer unstäte Wasserwogen,

Bleibt eines doch uns immer ohne Wanken.

 

Das Wort, es ists, das soll beständig währen,

Das hält mit ewgen Armen uns umzogen,

Wenn Alles wird im Wechsel sich verzehren.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Der Säemann

1795 – 1875

Wenn streut der Säemann seinen Samen aus

Mit fleißger Hand in schönen Frühlingszeiten,

Dann geht zurück er harrend in sein Haus,

Bis wird der Same goldne Früchte breiten.

 

So auch der Herr den edlen Samen streut

Des Wortes aus mit immer offnen Händen,

Und will auf ihn, daß fröhlich er gedeiht,

Der Sonne Licht, den Thau und Regen senden.

 

Da grünt die Saat aus weichem Schooß hervor

Zur Frühlingszeit, und sprießt in Sommertagen,

Geschützt von seiner sichern Hut, empor

Zur Erndte, reife Früchte einzutragen.

 

Und wirst du sie mit süßer Lust genießen,

So laß den Mund von Lob dir überfließen.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Die schönste Perle

1795 – 1875

Wer Perlen fischet aus des Meeres Gründen,

Muß kühn hinab sich in die Tiefe lassen,

Vor grausem Schreck nicht zittern noch erblassen,

Und nicht vor gähnend aufgethanen Schlünden.

 

So, wer die schönste Perle will ergründen,

Darf nicht die Zeit mit leerem Tand verprassen,

Den Muth beschwing er, eitle Lust zu hassen,

Und für das Höchste soll er sich entzünden.

 

Wenn dann ihm glänzt der edle Schatz entgegen,

Soll er ihn fassen mit den Händen beiden,

Und in des Herzens Schrein verwahrend legen.

 

Er hat genug, hat er die eine funden,

Die eine Perle, still sich dran zu weiden

In Lieb und Leid bis zu den letzten Stunden.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Dienen

1795 – 1875

Man kann es sich zur stillen Mahnung lesen,

Daß, als der Herr auf Erden ist erschienen,

Nicht wollt’ er sich von Andern lassen dienen,

Ein Diener Allen ist er selbst gewesen.

 

Die nun so gern auf hohem Stuhle säßen,

Unthätig harrend mit vornehmen Mienen,

Daß Andre für sie gleich den Arbeitsbienen

Zutragen Honig, mühsam aufgelesen:

 

Sie sollten es mit Ernst sich überlegen,

Wie schön es ist bis zu den heutgen Tagen,

Wie ehrenreich, zu dienen gern den Andern.

 

So kann man fröhlich seines Weges wandern,

Und ist dabei manch Schweres auch zu tragen,

Doch folgt den Tritten immer reicher Segen

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh             Dankeshuldigung

1795 – 1875

Als mit den Jüngern einst zu Tische saß

Der Her, da wollt’ ein Weib ihm zu den Füßen

Der Narden reines, unverfälschtes Naß

Als fromme Dankeshuldigung ausgießen.

 

Da fahren sie die Jünger zürnend an:

Dreihundert der Denarien zu verschwenden,

Welch Unrecht, wo damit man helfend kann

Von vielen Armen bittre Noth abwenden!

 

Doch er, der Herr, mit keinem Wort sie schilt,

Er läßt in ihrem Thun sie frei gewähren,

Das ihr aus reinem, zartem Herzen quillt,

Das netzet sie mit ihren stillen  Zähren.

 

So laß das Herz dir selbst begeistert heben,

Sollst du dem Herrn des Dankes Opfer geben.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Vater unser

1795 – 1875

Wer sich vertraut des Lebens schwanken Wogen,

Die ernste Reise vorwärts anzutreten,

Fühlt sich empor mit starkem Band gezogen,

Vor Gottes Thron demuthig anzubeten.

 

Was ihn bewegt, was mag er sich ersehnen,

Er spricht es aus in sieben kurzen Bitten,

Die oft er netzt mit seinen stillen Thränen,

Wenn Schweres er auf seinem Weg erlitten.

 

Und will das Haupt gebeugt sich niederneigen,

Der Mund ihm dann das rechte Wort versagen,

Noch kann er, wenn die Lippen ihm auch schweigen,

Ein Vater Unser still im Herzen tragen.

 

Und der das Reich, die Kraft hat in den Händen,

Wird huldreich sich zu seinem Flehen wenden.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Die Kirche

1795 – 1875

Die Kirche will ihr enggeschlungnes Band

Um unsre Herzen schirmend immer weben,

Und ihre linde, milde Segenshand

Zu Trost und Schutz und liebend immer geben.

 

Wenn treten in das Leben wir herein.

Will sie an seinen Schwellen uns begrüßen,

Und mit des Wortes Schätzen, klar und rein,

Uns manchen ernsten, sauren Gang versüßen.

 

Sie folget immer Schritt für Schritt uns nach,

Daß sie in ihren Armen uns bewahre,

Aus geistgem Schlafe rufet sie uns wach,

Und segnet uns noch auf der Todtenbahre.

 

So will sie sich als treue Mutter zeigen,

Zu ihrem Schloß uns gern das Haupt zu neigen.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Kirchenlieder

1795 – 1875

Wer rühmt sie nicht, die edlen, theuren Namen,

Die uns der Dichtkunst Heiligthum erschlossen,

Drin duftend uns die farbgen Blumen sprossen,

Die wir zum reichen Erbtheil überkamen?

 

Wer preist sie nicht, die einst des Wortes Samen

In hochgesalbten Liedern ausgegossen,

Die wir im Schooß der Kirche still genossen,

Ein edler Schatz in goldverbrämten Rahmen?

 

Sollt’ ich sie nennen, die vordem die Saiten

Zu süßen Klängen an Altären rührten,

Nicht wüßt’ ich zu beginnen, nicht zu enden.

 

Sie treten vor den Blick aus allen Zeiten,

Die hoch des Liedes heilge Flammen schürten

Mit reinen, frommen, gottgeweihten Händen.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Des Lebens Fahrt

1795 – 1875

Ein Schifflein schaukelt sich auf grünen Wellen,

Bald hin, bald her, taucht auf und tauchet nieder,

Hebt sich empor, und senkt zur Fluth sich wieder,

Wie auf und ab die Wasserwogen schwellen.

 

Jetzt dürfen sich die Wolken sonnig hellen,

Dann breiten sie ihr rabenschwarz Gefieder,

Nun klingt die Woge helle Silberlieder,

Dann will sie wie in lauten Stürmen gellen.

 

Das Schifflein ist des Menschen eignes Leben,

Das schaukelt sich auf wechselvollen Wogen,

Nun spielend, scherzend, dann wie kühn verwegen.

 

Und drinnen sitzen wir mit Lust und Beben,

Bald still, bald laut, bis sind wir hingezogen,

Wo wir die Ruder aus der Hand uns legen.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Der beste Freund

1795 – 1875

Es weiß nicht Jeder einen Freund zu finden,

Dem in des Lebens gramumwölkten Tagen

Auisgießen möcht’ er seine stillen Plagen,

Die ihm das Herz mit schweren Fesseln binden.

 

Kann er den Schmerz nun selbst nicht überwinden,

Noch einem Freunde stillvertraut ihn klagen,

Wem soll er dann ihn zu entdecken wagen,

Daß seine Sorgen von der Brust ihm schwinden?

 

Es lebt ein Freund dort in dem Himmel oben,

Der Ohren hat, das schwere Leid zu hören,

Davon die Lippen jammernd überfließen.

 

Vor ihm, der lebt, wenn auch dem Blick enthoben

Der Seinen, die zu eigen ihm gehören,

Laß deinen Mund in Klagen sich ausgießen.

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Der Retter in der Noth

1795 – 1875

Es schläft der Freund, der beste, der zu eigen

Sich uns gegeben, in des Sturmes Sausen,

Und während rings die Wogen zürnend brausen,

Hüllt er, der Helfer, sich in tiefes Schweigen.

 

Wer weckt ihn auf, herab sich uns zu neigen,

Den Sturm zu stillen, den empörten, grausen,

Die Wasserwogen, die gleich Wettern hausen,

Wer ruft ihn wach, als Retter sich zu zeigen?

 

Der thuts, der flehend seine Hände faltet,

Der brünstig ruft: Herr, hilf uns, wir verderben!

Und läßt ihn nicht, bis er den Sturm beschworen.

 

Und wenn sein Arm des Windes Grimm zerspaltet,

Die Wogen schlägt, wie Stein zerschlägt die Scherben,

Wirds still um uns, und wir sind unverloren.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Zwei Stäbe

1795 – 1875

Wenn Donner rollen in den Bergesklüften,

Der Felsen Wand mit lautem Schall erschüttern,

Dann spricht der Herr mit uns aus den Gewittern,

Er spricht mit uns aus Wolken schweren Lüften

 

Wenn laue Winde säuseln auf den Triften,

Die Wolken säumen sich mit goldnen Flittern,

Die Blätter leis im Abendhauche zittern,

Lockt er hervor uns aus des Schreckens Grüften.

 

So auch hinein ins vielbewegte Leben,

Darin wir vorwärts hin zum Ziele wandern,

Wolt’ Lieb und Leid zum engen Bund er weben.

 

Dennimmer ists, daß er mit zweien Stäben

Uns hütet, mit dem einen und dem andern,

Mit Weh und Sanft, zu beugen und zu heben.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Gottes Liebestreue

1795 – 1875

Gleichwie die Mutter sorgt für ihre Kleinen,

Sie hebt und trägt und wiegt auf weichen Armen,

An ihre Brust sie drückt, sie zu erwarmen,

Mit süßen Worten stillt ihr bittres Weinen:

 

So auch der Herr neigt liebend sich den Seinen,

Will ihres Jammers freundlich sich erbarben,

Ein Helfer sein in Noth, ein Trost den Armen,

Als Hort und Schild uns immer zu erscheinen.

 

Und ob die Mutter könnt’ des Kinds vergessen,

Dasd sorgend sie in ihrem Schooß getragen,

Wird er uns nicht versäumen, noch verlassen.

 

Wer hat die Größe solcher Huld ermessen,

Das Senkblei in der Liebe Grund gerschlagen,

Die uns erwählt, und ewig wird umfassen?

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Hingabe an den Herrn.

1795 – 1875

Nur Eine Hand mag sicher stets uns leiten,

Ein Auge nur wachsam uns immer blicken,

Ein Herz nur fest uns liebend an sich drücken,

Zu Schutz und Schirm selbst in den schwersten Zeiten.

 

So faß die Hand, von ihr geführt zu schreiten

Voran des Wegs, daß mag dein Werk dir glücken,

Und willst du dich der Angst und Noth entrücken,

Nach diesem Aug’ laß deine Blicke gleiten.

 

Ob warm der Freunde Herzen für dich schlügen,

Nicht täuschen wollten dich, nicht je dich trügen,

Ein Herz doch nur wankt nicht in alten Treuen.

 

Leg an dies Herz getrost dich jeden morgen,

Dann bist in sichern Schirmen du geborgen,

Wie auch des Tages Mühen sich erneuen.

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Stillesein und Hoffen

1795 – 1875

Es steht ein Spruch in heilger Schrift geschrieben,

Der blühet gleich den Blümlein in den Hecken,

Die sich dem Aug’ des Wandrers leicht verstecken,

Und unbemerkt im Stillen sind geblieben.

 

Und doch, wonach, von Angst und Noth getrieben,

Zuerst wir sollten unsre Arme strecken,

Das bange Herz mit sicherm Trost zu decken,

Es liegt verborgen in der Worte sieben.

 

Wie heißt der Spruch, den wir uns sollten pflücken

Gleich Blumen, die zum duftgen Kranz wir binden,

Die weichen Schläfe festlich uns zu schmücken?

 

Er heißt, den wir, von schwerem Leid betroffen,

Ums Herz uns sollten schützend immer winden:

Wir werden stark durch Stillesein und Hoffen.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Des Herzens Ruhe

1795 – 1875

Unstät ists Herz, wenn es in Gott nicht ruht:

Dieß güldne Sprüchlein woll’ zu deinem Segen

Bedenken dir. mit Ernst dir überlegen,

Daß übergeh’ es dir in Mark und Blut.

 

Wonach du strebst mit hochgehobnem Muth,

Treibt unstät dich umher auf allen Wegen,

Und darf es sich in deine Hände legen,

So zündet es dir immer neue Gluth.

 

Nach Anderm wieder strecket dein Verlangen

Sich sehnend aus mit tief empfundnem Bangen;

Das Herz wogt auf, und bleibt doch kalt und leer.

 

So findest du nicht Rast noch Ruhe mehr,

Bis endlich legst du dich zu Gottes Armen,

Darin zu süßer Stille zu erwarmen.

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Gefunden

1795 – 1875

So lange warst du an den Staub gebunden

Und hobst zum Himmel nicht die flüchtigen Blicke,

Nun schaust du trauernd auf die Zeit zurücke,

Die wie im Traum dir ist dahingeschwunden.

 

Seitdem du ihn, den besten Freund, gefunden,

Daß er als Siegel auf dein Herz sich drücke,

Hat sich dein Sinn gewendet, dein Geschicke

Sich losgelöst vom Fluch verlorner Stunden.

 

In seinen Armen bist du nun geborgen,

An seinem Licht magst du die Augen sonnen,

In seinen Schooß dir legen Angst und Sorgen.

 

An ihm allein, an ihm mit Lust zu hangen,

Bis ist die Zeit zum letzten Rest zerronnen,

Das brennt in dir als einziges Verlangen.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Mein Ruhm

1795 – 1875

Wo grünt mein Ruhm, wo blühet meine Ehre?

Nicht an des Lorbeers glänzend hellem Laube;

Das leg’ als Straub ich willig hin zum Staube,

Daß es die Zeit in ihrem Flug verzehre.

 

Wo ist ein Ruhm, den mir die Welt beschere,

Den sie nicht halb, nicht ganz mir wieder raube?

Was ich so eben grünend noch mir glaube,

Zerstückt sie bald mit ihrer schneidgen Scheere.

 

Mein Ruhm, er blüht an hartem Kreuzesstamme,

Daran der Herr einst blutend ist gehangen,

Die Schuld sich sühnt in ihm, dem heilgen Lamme.

 

Da sproßt mir auf, was kann mich hoch erheben,

Die Schläfe hält mit Ehren mir umfangen:

Versöhnung, Friede, Freude, Licht und Leben.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Loblied

1795 – 1875

Wenn kaum der Morgen graut am Himmelsbogen,

Hörst du die Vöglein schon ihr Lied anheben,

Dem jungen Tag zum Gruß es darzugeben,

Der kommt herauf zu ihrer Lust gezogen.

 

Es rauschen hell des Liedes laute Wogen,

Die Wald und Auen wonnig rings beleben,

Warum denn ist es nicht dein eignes Streben,

Zu preisen den, der huldreich dir gewogen?

 

Warum nicht willst du lauten Munds ihn loben,

Der immer noch dir ließ herab von oben

Die Perlen seines Gnadenthaues fließen?

 

Greif in die Harfe, laß sie hell erklingen,

Ein Loblied deinem Schöpfer darzubringen,

Den niemals noch du hoch genug gepriesen.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Die Himmelssprache

1795 – 1875

Die Himmel sinds, die Gottes Ruhm verkünden,

Von einem Tag zum andern seine Ehre,

In heller Flammenschrift die alte Lehre:

Groß ist der Herr, wer will sein’ Macht ergründen?

 

Er ists, der wollt’ das Licht den Sonnen zünden,

Den Sternen, deren ungezählte Heere

Uns leuchten hell, wohin der Blick sich kehre,

Er ists, der wollt’ zum goldnen Band sie winden.

 

Jahrtausende sind in der Zeit verflossen,

Doch leuchten noch, die einst er ausgegossen,

In gleichem Glanz am Firmamente droben.

 

Und alle predigen und alle sagen

Dasselbe noch bis zu den letzten Tagen:

Groß ist der Herr, und hoch ist er zu loben!

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Der Himmel im Herzen

1795 – 1875

Wie schön ists, wenn des Lichtes Auge wacht,

Hellglänzend in die Welt hinaus zu schauen,

Wenn überall der blaue Himmel lacht,

Und spannt sich über grünbekränzte Auen;

 

Wie lieblich ists, wenn in dem tiefen See

Der Himmel spiegelt sich mit stiller Wonne,

Wenn leichte Wellen blitzen in die Höh,

Und scherzen spielend mit dem Licht der Sonne;

 

Wie reizend ists, wenn auf der Alpen Sitz

Der Himmel senkt sich zur Umarmung nieder,

Und hier und dort ein heller Sonnenblitz

Von zackgen Felsen leuchtet schimmernd wieder!

 

Doch schöner, als dieß Alles, wird  es sein,

Wenn schaut der Himmel dir ins Herz hinein.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Der Himmel auf Erden

1795 – 1875

Was wir herab uns gern zur Erde zögen,

Der Himmel ists mit seinen süßen Wonnen,

Dran wollten wir zu jedem Tag uns sonnen,

Drin lieblich uns zu jeder Stunde hegen.

 

Doch wenn er wollt’ sich in den Schooß uns legen,

Wir hätten mit der Erde Leid umsponnen

Nach kurzer Frist ihn, und in Nichts zerronnen

Wär’ uns sein Glanz auf unsern rauhen Wegen.

 

Drum über uns soll seinen goldnen Bogen

Ausspannen er, doch nicht sei, ihn zu trüben,

Hernieder er zu unserm Staub gezogen.

 

Wohl heißts: Der hat den Himmel schon auf Erden;

Doch ob uns mag solch schmeichelnd Wort belieben,

Der Himmel soll uns Allen erst noch werden.

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            In Gott vergnügt

1795 – 1875

Was mir geschieht, ich bin in Gott vergnügt;

Ob dürfen mir der Freude Flammen brennen,

Ob will von mir die Sorge nicht sich trennen,

Ob so, ob so, ich bin in Gott vergnügt.

 

Wo ich auch bin, ich bin in Gott vergnügt.

Ob darf ich hier mich weichgebettet nennen,

Und dort mich wie verlassen muß erkennen,

Ob hier, ob dort, ich bin in Gott vergnügt.

 

Warum ich bin in meinem Gott vergnügt?

Weil in mein Loos, das will er selbst mir weben,

Getrost ich darf und fröhlich mich ergeben.

 

Und bis ich muß aus diesem Leben scheiden,

Will ich, was auf dem Weg ich mag erleiden,

Doch immer sein in meinem Gott vergnügt.

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Der treue Hirte

1795 – 1875

Der Herr, den Seinen ein getreuer Hirte,

Er führet mich auf seines Wortes Auen,

Die will mit seinen Gnaden er bethauen,

Daß er an reicher Tafel mich bewirthe.

 

Wenn ich vom rechten Wege mich abirrte,

Darf ich mich seiner Leitung nur vertrauen,

Nur sehnend hin nach seinen Blicken schauen,

So führt er mich zurecht, der treue Hirte.

 

Muß ich durch Thales Finsternisse gehen,

Zieht er, daß ich im Dunkel dran mich labe,

Voran mir mit dem glänzend hellen Stabe.

 

Drum folg’ ich willig jedem seiner Tritte,

Weil immer, ist nur er in unsrer Mitte,

Wir können uns bei ihm geborgen sehen.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Gottes Gnadenhand

1795 – 1875

Ich halte mich an Gottes Gnadenhand,

Die immer füllet sich mit neuem Segen,

Ihn auf den Pfad mir überreich zu legen,

Wenn ist mein Blick ihr flehend zugewandt.

 

Ich stütze mich auf Gottes Gnadenhand,

Die strecket sich zur Hilfe mir entgegen,

Wenn auf des Lebens harten, rauhen Wegen

Ich wandre hin zum fernen Heimathland.

 

Und wenn ich geh’ an Gottes Gnadenhand,

Die will zum Schutz er über mich ausbreiten,

So kann getrost ich hin zum Ende schreiten.

 

Wenn dann ich bin, weg von der Welt gehoben,

Dereinst bei ihm dort in dem Himmel oben,

Schlingt er um mich ein ewig Friedensband.

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Grüß Gott

1795 – 1875

Grüß Gott! das ist ein Gruß gar lieb und fein,

Und gern willkommen uns vor andern allen;

So lange wir noch auf dem Wege wallen,

Tönt er uns lieblich in das Ohr hinein.

 

Ob hören wir ihn bei dem Morgenschein,

Ob wieder, wenn die Abendglocken schallen,

Zu jedem Stündlein mag er uns gefallen,

Und immer uns der Grüße bester sein.

 

Denn grüßt uns Gott, geht leicht uns von der Hand,

Was irgendwie ist von uns zu beschicken,

Das mag es uns zum guten Ende glücken.

 

Drum geh’ der Gruß auch fort von Land zu Land,

Soweit in Ebnen, Thälern und auf Höhen

Die Marken unsrer deutschen Heimath gehen.

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Vergelt dirs Gott

1795 – 1875

Vergelt dirs Gott! dies kurze Wörtchen bringt

Des Herzens warmen Dank dir laut entgegnen,

Wenn hier und dort auf deinen Lebenswegen

Was Gutes dir zu Andrer Wohl gelingt.

 

Und wie es lieblich dir zu Ohren klingt,

So steigts empor, von wo herab der Segen

Sich gießet gleich dem linden Frühlingsregen,

Der in die Erde still befruchtend dringt.

 

Vergelt dirs Gott! das lautet doppelt süß,

Wenn dirs gelingt, ein Wörtlein auszustreuen,

Das kann ein Herz in tiefer Noth erfreuen.

 

Und wenn es dich auch ohne Lohn hier ließ’,

So ist gewiß er in dem Himmel oben

Für künftge Zeiten dir schon aufgehoben.